Interreligiös-monastischer Weltkloster-Dialog
Rückbindung an uns Tragendes
Türen zu inneren Räumen öffnen – ins Außen wirken
Menschen, die ihr Leben geistigem Wachstum und traditionell spiritueller Schulung gewidmet haben, sind immer öfter jene Vertreter religiöser Systeme, welche sich aufgefordert sehen, ihr über einen langen Zeitraum hinweg und von Generation zu Generation weitergegebenes Erfahrungswissen für die Gesellschaften um sie herum sichtbar werden zu lassen.
Nicht erst seit dem 2. Vatikanum, welches von katholischer Seite aus neue Möglichkeiten eröffnete, fremd- und andersartig erscheinende kulturelle und religiöse Auffassungen kennenzulernen, begannen sich vermehrt Ordenleute und Geistliche mit Repräsentanten anderer Konzepte von Wirklichkeit, Transzendenz und gelebtem Glauben unterschiedlicher Religionen in Ost und West auszutauschen.
Hierbei sollte es weniger um Mission in althergebrachtem christlichen Verständnis gehen als vielmehr um ein aufrichtiges Interesse am zunächst fremd Erscheinenden und den damit einhergehenden Auffassungen von Letzendlichem und Ursächlichem – mit dem Ziel voneinander zu lernen und sich eigener Stand- und Bezugspunkte sowie Identifikationen gewahr zu werden.
Das Erörtern moderner wissenschaftlicher Ansätze, wie man sie etwa in den Bereichen sozialer Neurowissenschaften vorfindet, erweiterten zusätzlich interreligiöse Dialogformate über rein philosophisch und theologische Fragestellungen hinaus.
So erkannte man verbindende Methoden innerer und äußerer Friedens-Arbeit u.a. in der Überlieferung und Kontemplation heilsamer Bilder und Narrative, den damit verknüpften Emotionen und den daraus resultierenden Werten, welche die jeweiligen Gesellschaften menschlich fürsorglich und sozialethisch geprägt haben.
Eine mit diesen Prozessen einhergehende Kultivierung innerer Räume von Vergegenwärtigung und differenziertem Verständnis von Wirk-lichkeit gilt es mehr denn je zu festigen, sie nicht aus Angst vor Unbekanntem heraus destabilisieren zu lassen; ihr Erschliessen soll dazu beitragen Halt zu geben in den von Unsicherheit, kriegerischen Konflikten und destruktiv agierenden Akteuren geprägten Zeiten, in denen wir uns aktuell befinden.
Stärkung von sozialen Netzen und Beziehungen durch Verbundenheit in gemeinsamem Erleben, welches individuellen Zugängen gleichberechtigt Raum gibt, ist nicht nur Rezept für ein allgemein gesellschaftspolitisch gelungenes Miteinander sondern insbesondere auch für Akteure im inter- und intrareligiösen Dialog.
Mögliche Nenner hierfür gilt es zu finden und herauszuarbeiten. Von diesen ausgehend werden die geistlichen RepräsentantInnen während unserer Dialogwoche ihre durch spirituelle Schulung erworbenen Erfahrungsschätze und -werte miteinander teilen, eigene aktuelle Herausforderungen beschreiben und gemeinsam daran wirken, sie in Praxis und Theorie in größere Zusammenhänge zu stellen.
Einzelne Felder und Bezugspunkte sollen während unserer Dialogtage abends und mit einer, das Treffen abschließenden interreligiösen Konzert- und Dialogrunden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Gäste, welche am 05. oder 06. Juni zu einer abendlichen Einheit von gemeinsamer spirituellen Praxis (Meditationen, Texte, Rituale) mit Reflexion und Gelegenheit zum Austausch hinzukommen möchten, bitten wir um Anmeldung über gutaich@europakloster.com
Für das interreligiöse Konzert richten sie bitte ebenfalls eine Anmeldung an obige Adresse.
Genauere Informationen finden Sie unter:
Dialogpartner vor Ort
Br. Jakobus Geiger OSB, Abtei Münsterschwarzach, studierte Theologie und trat 1981 in den Benediktiner-Orden ein. Neben Auslandsaufenthalten in Japan durchlief er eine Zen Schulung beim verstorbenen Pater Willigis Jäger OSB. Er war über 12 Jahre Leiter des Gästehauses der Abtei Münsterschwarzach. Der Schwerpunkt seiner Meditations- und Lehrtätigkeit ist die Kontemplation, die er in vielen Kursen seit 1995 vermittelt.
Br. Mag. Thomas Hessler OSB, Europakloster Gut Aich, Administrator des Europaklosters Gut Aich, Theologe und Mitbegründer des Klosters Gut Aich ist neben seinen vielfältigen Aufgaben im Bereich der Naturheilkunde insbesondere auf dem Gebiet gestalterischer Kunst tätig. Als Leiter der hiesigen Kunstwerkstätten wirkt er auch für externe Auftraggeber und ist seit 1996 Inhaber eines Kunstateliers. Vieles hier vor Ort wurde von ihm gestaltet.
Br. Dr. Antonius Nathanaël Huber OSB, Europakloster Gut Aich,
ist Novize und wirkt als Allgemeinmediziner, Osteopath und Internist sowie Notfallmediziner und Musiktherapeut seit mehreren Jahren u.a. im Hildegardzentrum des Europalkosters.
Bhikshu Tenzin Peljor, Tibethaus Frankfurt, wurde im Jahr 2006 von S.H. dem Dalai Lama zum Mönch vollordiniert. Ringu Tulku Rinpoche berief ihn 2007 zum Residenzmönch von Bodhicharya Deutschland e.V. in Berlin, wo er viele Jahre als Residenzmönch und Vorstandsmitglied wirkte. Tenzin Peljor studierte in Italien, am Istituto Lama Tzong Khapa, welches der Gelug Tradition zugehörig ist. Er ist Lehrer und Mitarbeiter des Tibethauses Deutschland, Vorstandsmitglied der Deutschen Buddhistischen Ordensgemeinschaft (DBO) sowie Ratsmitglied der Deutschen Buddhistischen Union (DBU). Zudem engagiert er sich sozial, z. B. im Gefängnis, gibt Vorträge, Meditationen und Studienkurse zum Buddhismus.
Krishna Premarupa Das, römisch-katholisch erzogen entschied sich 2001 für das Mönchsleben und wurde in Indien in die Bhakti-Yoga Tradition des Gaudiya-Vaishnavatums eingeweiht, in welcher er bisher als Priester des Krishna Tempels Zürich fungierte. Darüber hinaus absolviert er aktuell ein Studium des Bhagavat Purana in Indien, übt Lehrtätigkeiten aus, ist Gründungsmitglied des Schweizerischen Dachverbandes für Hinduismus und Vorstandsmitglied im Züricher Forum der Religionen.
P. Dr. Christian M. Rutishauser SJ, Delegat für Hochschulen der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten, erhielt nach seinem Studium der röm.-kath. Theologie in Fribourg und Lyon 1989 seine Priesterweihe.
Ein Doktoratsstudium im Bereich Judaistik in Luzern mit Aufenthalten in Jerusalem folgte und machte ihn durch sein vielfältiges Forschen im Bereich jüdischer Philosophie sowie Theologie zu einem Experten des jüdisch-christlichen Dialogs. Von 2001 – 2012 fungierte er als Bildungsleiter des Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, aktuell als Lehrbeauftragter an der Philosophischen Hochschule München, der Gregoriana in Rom, beim deutschen Studienjahr in Jerusalem und an der Universität Fribourg.
Rutishauser ist außerdem Mitglied der Jüdisch/Kath. Kommission der Schweizer und Deutschen Bischofskonferenz und ist seit 2014 ständiger Berater des Heiligen Stuhls für Belange des Judentums.
Dervish Shems (Timuray Boyraz), Bektaschi Tradition, studierte Technische Informatik und ist heute als IT-Business Analyst tätig. 2007 erhielt er seine Vollordinantion im Orden der bektashi und wurde 2019 durch Baba Hüseyin Başar (Istanbul, Türkei-Repräsentant des albanischen Bektaschizentrums Tirana) zum Derwisch eingekleidet.
Seit seiner Initiation leistet er seinen religiösen Dienst in verschiedenen Bektaschiklöstern (Balkan, Türkei, Deutschland) wie bspw. dem „Kadincik Ana“-Kloster („Alevitisch-Bektaschitisches Kulturinstitut e.V.“) in Hausen bei Wied.
Dervish Shems ist als Übersetzer von Bektaschiliteratur aus dem Osmanischen ins Deutsche tätig und in diverse Übersetzungsprojekte involviert. Zudem ist er in der Sterbehilfe aktiv und erste Kontaktstelle innerhalb sozialer Netzwerke.
Br. Dr. David Steindl-Rast OSB , studierte Kunst, Anthropologie und Psychologie in Wien, folgte seiner Familie in die USA und trat 1953 in das neu gegründete benediktinische Reformkloster Mount Saviour in Elmira, N.Y. ein.
Nach Ende seines Theologie- und Philosophiestudiums wurde Bruder David 1965 von seinem Abt beauftragt, sich mit dem interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Buddhismus zu befassen, wofür ihm 1967 der Vatikan offiziell die Erlaubnis erteilte. So praktizierte er u.a. im Bergkloster Tassajara, Kalifornien und war Mitnegründer des sich inNew York befindende «Center for Spiritual Studies». 1975 wurde er mit dem Martin Buber Preis, 2022 mit dem Theologische Preis der Salzburger Hochschulwochen sowie 2023 mit dem goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich des österreichischen Bundeskanzleramts ausgezeichnet.
Ein bedeutendes Thema für ihn ist jenes der „Dankbarkeit“, welches er durch vielfältige Netzwerk-Aktivitäten als zentrale spirituelle Schulung hervorhebt.
Mehmet Ungan, The Foundation International Sufi Centre 1923, ist Soziologe, Musiker, Dozent und Vorstandsvorsitzender der Orientalischen Musikakademie Mannheim e.V.. Seit fast 30 Jahren arbeitet er mit sozial benachteiligten Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, bei der die integrierende Kraft der Musik eine bedeutende Rolle spielt. Er ist Lehrbeauftragter der Goethe Universität Frankfurt für islamisch-mystische Musik und Mitbegründer der Sufigemeinschaft Gayanshala.
Mitwirkender
Edward Espe Brown, US-amerikanischer Zen-Priester (Soto) von Suzuki Shunryu ordniert, lehrt u.a. am San Francisco Zen Center sowie in Österreich und der Schweiz in den Bereichen von Zen, Qigong und spiritueller Praxis des Kochens.
Impuls-Gäste via Zoom
Sheikh-ul-Maishaikh Mahmood Khan, Neffe von Hazrat Inayat Khan, Musik- und Geschichtswissenschaftler, The Foundation International Sufi Centre 1923. Langjähige Erfahrung im interrel. Dialog
Sr. Canisia Mack SCSC, Kloster Hegne der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, Allensbach und ehem. Mitwirkende bei der Weltkloster Dialogarbeit.
Dr. Raid-al-Daghistani, islamischer Theologe und Islamwissenschaftler mit Schwerpunkt islamischer Mystik, Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie, WWU-Münster
Daniel Kempin, Kantor des Egalitären Minjan, der Gemeinschaft liberaler Juden innerhalb der jüdischen Gemeinde Frankfurt/Main sowie Sänger und Gitarrist. Seit 1984 im interrel. Dialog tätig. Mitgründerund Co-Leiter des interrel. Dialogs Frankfurt a.M.
Dr. Nicola Towfigh, Baha’i-Gemeinde Münster, Orientalistin, Islamiwissenschaftlerin sowie Autorin, Mitglied des runden Tischs der Religionen. Deutschland
Ehrw. Dolpo Tulku Rinpoche, höhere buddhistische Studien an der südindischen Klosteruniversität Namdroling (Nyingmapa Trad.) unter der Leitung von Penor Rinpoche. Dozentententägkeit am Ngagyur Nyingma Institut, spirituelles Oberhaupt der Dolpo Region in Nepal, Vorstand der Palyul Ling Klosterschule in Sankhu
Hüseyin Haybat, Lehrtätigkeiten innerhalb seines Ordens der Inayati Order mit Schwerpunkt islamischer Mystik, The Foundation International Sufi Centre 1923 Den Haag, Mannheim
Konzept / Texte / Moderationen
Alexandra Mann, M.A., Religionswissenschaftlerin.
Geschäftsführung, 1.Vorsitzende Trägerverein Weltkloster e.V..
Veranstalter: Weltkloster e.V. in Kooperation mit dem Europakloster Gut Aich