Die Bedeutung der auf dem Weg bereits Vorangegangenen als Vorbild und Lehrer
Für eine gewisse Zeit ein Vor- oder Leitbild zu besitzen, kann zunächst durchaus positive, der inneren Entwicklung zuträgliche Impulse setzen.
Die Funktion des geistlichen Lehrers oder Begleiters ist in vielen Religionen hierbei zumeist eine zentrale. Diese geht oft über eine reine Vorbildfunktion hinaus. Man schreibt dem Lehrer eine fundierte Erfahrenheit zu, die ihn befähigt die Schüler auf dem geistlichen Pfad mit Beistand, Rat und Segen begleiten zu können. Dies bedeutet idealerweise jedoch nicht, dass man am Ende die Verantwortung für sein eigenes Handeln einem Anderen übertragen kann oder darf; der Lehrer kann die nötigen Schritte im Entwicklungsprozess der sich ihm Anvertrauenden nicht für diese übernehmen.
Inwieweit findet sich dieser Aspekt einer Interpretation von Lehrer-Schülerschaft in den religiösen Traditionen wieder, wo macht es Sinn sich einem, auf dem Wege bereits Vorangegangenen anzuvertrauen?
Und welche Rolle spielt hierbei die religiöse Gemeinschaft, welche im Idealfall für das Eingebundensein in eine strukturierte Interaktion, für ein Dazugehörigkeitsgefühl mit Identitätsbezügen bürgen kann?
Hierüber werden geistliche Vertreter unterschiedlicher Religionen als Gäste der Erzabtei St. Ottilien diskutieren- aufgrund ihres jeweiligen traditionellen Verständnisses und ihrer Erfahrungswerte. Das Teilen eines klösterlich strukturierten Tagesablaufes sowie unterschiedlicher Formen spirtueller Praxis wird diese Begegnung vertiefen.
Dialogpartner
Br. Josef Götz OSB studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik, nach seinem Eintritt bei den Benediktinern in St. Ottilien Mathematik und Physik in München sowie kath. Theologie an der Universität Strasbourg. Seit 1986 unterrichtet er am Gymnasium in St. Ottilien. Als Cellerar der Erzabtei ist er seit 2006 noch in Teilzeit als Lehrer tätig. Daneben hat er an zahlreichen Treffen zum Dialog der Religionen teilgenommen, insbesondere auch als Mitgestalter der Monastischen Interreligiösen Dialog-Programme der Benediktiner, die in den letzten Jahren u.a. auch in einigen Klöstern Ladakhs/Indien stattfanden. Zudem wirkte Br. Josef bei Treffen und Tagungen von Geistlichen aus dem Iran in St. Ottilien mit. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Dialog der Religionen“ der Diözese Augsburg.
Rabbiner Dr. Tom Kučera erhielt seine Smicha am Abraham Geiger Kolleg in Berlin. Die Ordination fand im September 2006 in der Dresdener Synagoge als die erste in Deutschland seit der Schoah statt. Aus der Tschechischen Republik stammend, studierte Kučera an der egalitären Jeschiwa Pardes in Jerusalem und später an der Universität Potsdam, wo er mit dem Magistergrad die jüdischen Studien abschloss. Der Schüler Dr. Tovia Ben-Chorins und promovierte Biochemiker amtiert seit 2006 als Gemeinderabbiner der Liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom in München.
Prof. Dr. Ajit Singh Sikand, geboren in Indien, studierte Religionsökonomie, Indologie, Finanz- und Tourismuswirtschaft in New Delhi, Heidelberg sowie Cornell/Ithacca (USA). Er promovierte an der Denver University und ist neben seiner internationalen Vortragstätigkeit Lehrbeauftragter der Universitäten Mainz und Frankfurt a. M., wo er u.a. im Bereich der Religionswissenschaften am Institut für wissenschaftliche Irenik den Dialog der Religionen aktiv fördert. Als Angehöriger der Religion des Sikhismus war Sikand Mitbegründer des Gurdwara Singh Sabha Tempels in Frankfurt, für den er auch repräsentative Funktionen übernimmt.
Pfarrer Dr. Michael Preß wurde in Hannover geboren, promovierte in Heidelberg in ökumenischer Theologie und war anschl. lutherischer Gemeindepfarrer in München. Von 2002 bis 2009 war er Dozent an einer ökumenischen kirchlichen Hochschule auf den Fidschi Inseln im Südpazifik und forschte über die Verbindung traditioneller Stammesreligionen mit dem Christentum. Anschließend war er bis 2015 Dozent an einer evangelischen kirchlichen Hochschule in Sabah, Ostmalaysia- in einer islamisch geprägten Umgebung. Seit 2015 ist er evangelischer Hochschulpfarrer an der LMU in München. Dort ist er am interreligiösen Dialog vor allem mit muslimischen Studierenden beteiligt.
Bhante Dhammananda Thammannawe (Dr. des.), geboren in Sri Lanka, studierte in seiner Heimat Buddhismus, Pali und Sanskrit und war dort für längere Zeit als praktizierender Mönch des Klosters Veheragama Viharaya tätig. Bhante Dhammananda schloss ein Indologie-Studium an der Universität Marburg ab und promovierte im Bereich der Religionswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, an der er seit April 2012 Seminare im Zentrum für Religionswissenschaftliche Studien abhält. Darüberhinaus ist er u.a. als Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Kiel und in der Arbeitsgemeinschaft für Wissenschaftliche Psychotherapie Berlin (AWP Berlin) tätig. Ein besonderes Interesse gilt den Bereichen christlicher Kontemplation und Gebete sowie Dynamiken religiös ritueller Handlungen buddhistischer Gruppen.
Gast
Br. Ignatius Ruppert OSB (Dr. rer. nat.) promovierte nach seinem Biologiestudium 1996 in Zell- und Molekularbiologie an der Universität Mainz und arbeitete lange Jahre in der EDV-Erwachsenenbildung, IT-Qualitätssicherung sowie Produktion und Zulassung der Pharmaindustrie. 2011 konvertierte der gebürtige Protestant und ist seit 2017 Mitglied des Konventes der Benediktiner-Erzabtei St. Ottilien, derzeit als Mönch mit zeitlicher Profess. Anfang September 2019 wechselt er in das Ottilianer Priorat Kloster Jakobsberg bei Mainz und wirkt dort im Jugendgäste- und Exerzitienhaus. Neben dem Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie mit Schwerpunkt auf Biowissenschaften und Bioethik vertieft er den östlich – westlichen, den inner-abrahamitischen sowie den Religionsdialog mit nicht-abrahamitischen Traditionen.
Inhaltliche Leitung/ begleitende Moderation
Alexandra Mann, M.A., Religionswissenschaftlerin. Geschäftsführung, 1.Vorsitzende Trägerverein Weltkloster e.V..