Foto Hlg. Benedikt: Br Cassian Jakobs, Erzabtei St Ottilien

Interreligiös-monastischer Weltkloster Dialog in der Erzabtei St. Ottilien

Der Zusammenhang zwischen innerem und äußerem Frieden – wie innere Praxis unsere Um- und Mitwelt heilen kann

„All 7 billion human beings have a common experience—we all appreciate love. We all have a seed of love and affection within us and the potential to cultivate greater love and compassion. If we want to create peace in the world it has to start with the heart, with inner peace.“
H.H. the Dalai Lama, 14th of Tibet 

Den Satz, jeder müsse bei sich selbst anfangen, kennen wir zur Genüge, seine Brisanz jedoch ist hoch.

Dabei ist die Sicht auf die Bedeutung spiritueller Traditionen oft noch sehr eingeschränkt- denn Menschen haben insbesondere im westlichen Kulturkreis wieder vermehrt die Vorstellung, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun. Nicht selten werden Religionen und die damit verbundenen Welt- und Menschenbilder, welche uns und unsere Kulturen über Jahrhunderte hinweg geprägt haben mit, unsere individualistisch freiheitlichen Gesellschaften schadenden Aspekten in Verbindung gebracht.

Als Grundlage für ein gelingendes Miteinander ist jedoch zumindest ein sogenannter Wertekanon anerkannt und als wichtiges Kulturgut definiert; man versteht ihn als eher sekular begründet und integriert ihn  in unsere heutige, vermeintlich rational geprägte Gesellschaft und ins politisch soziale Geschehen.

Beschäftigen wir uns darüber hinaus mit neurowissenschaftlichen Aspekten religiös spiritueller Praxis, welche insbesondere im Bereich der Empathie- und verhaltenstherapeutischen Forschung thematisiert und verstärkt in interdisziplinäre Bereiche miteinbezogen werden, so leiten sie uns doch oft zurück zu einem umfassenderen Begreifen von Wirklichkeit unserer menschlichen Natur und einer größeren Ordnung oder auch Gesetzmäßigkeit, wie sie in vielen religiösen Traditionen seit Jahrhunderten beschrieben werden; vor allem sie bildeten die Grundlagen dafür, ethische Leitlinien zu formulieren. Vor diesen stand die innere Erfahrung des Praktizierenden, des Gläubigen.

Welches ureigene Selbstverständnis des Menschen, seines Körpers und Geistes, seiner Seele oder auch seines Bewusstseins weisen uns die Richtung zu neuen Formen der Wahrnehmung wechselseitiger Abhängigkeit von Natur und Individuum? Welche Erzählungen, welche Visionen und Bilder können wir aus den tradierten religiösen Erklärungsmodellen heranziehen und sie in einen aktuellen Kontext, einen religionsübergreifenden Rahmen betten? Wie kann Ökonomie unserem seelischen und körperlichen Wohl dienlich werden und somit auch ökologisch verantwortliches Handeln beeinflussen?

Die DialogpartnerInnen werden sich darüber austauschen, welche traditionell spirituellen Methoden und Ansätze dafür geeignet sind, unser menschliches Miteinander heilsamer zu gestalten um unseren, die Um- bzw. Mitwelt schädigenden Impulsen wie Gier, Ignoranz oder auch Verdrängungsmechanismen entgegenwirken zu können.

Dialogpartner vor Ort

Anandi Devasia, ehemals Barmherzige Schwester vom Heiligen Kreuz, studierte Psychologie, englische Literautur und Soziologie in Bangalore. Beheimatet in der christlich indischen Spiritualität ist sie aktuell in der Theodosius Akademie des Klosters Hegne für die spirituelle und psychologische Begleitung von Schwestern tätig, gibt Exerzitien und Meditationskurse. Darüberhinaus ist sie Miglied der Organisation IFSE, International Foundation for Social Empowerment, deren Sitz in Kerala ist.

 

Br. Josef Götz OSB studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik, nach seinem Eintritt bei den Benediktinern in St. Ottilien Mathematik und Physik in München sowie kath. Theologie an der Universität Strasbourg. Seit 1986 unterrichtet er am Gymnasium in St. Ottilien. Als Cellerar der Erzabtei ist er seit 2006 noch in Teilzeit als Lehrer tätig. Daneben hat er an zahlreichen Treffen zum Dialog der Religionen teilgenommen, insbesondere auch als Mitgestalter der Monastischen Interreligiösen Dialog-Programme der Benediktiner, die in den letzten Jahren u.a. auch in einigen Klöstern Ladakhs/Indien stattfanden. Zudem wirkte Br. Josef bei Treffen und Tagungen von Geistlichen aus dem Iran in St. Ottilien mit. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Dialog der Religionen“ der Diözese Augsburg.

 

Dr. Vanamali Gunturu, geboren in Nellore, Indien, studierte Sanskritliteratur, englische Literatur, Geschichte und Philosophie an der Osmania University Hyderabad und promovierte in westlicher Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als Mitglied einer Brahmanen-Familie wurde er bereits früh in die hinduistische Tradition religiöser Initiationen und Praktiken eingeführt. Darüberhinaus war er Yoga Schüler von Suriraghava Dixitulu und orientierte sich an der Lehre Shri Ramakrishna Paramahamsas.  Mit einer eventuellen Ordination als Mönch hatte er sich bereits in frühester Jugend auseinandergesetzt.

Neben Lehrtätigkeiten für Religionswissenschaften und Philosophie u.a. an der Universität Salzburg verfasste er zentrale Einführungsschriften in die hinduistische Kultur und Geisteswelt.

 

Hüseyin Haybat, The Foundation International Sufi Centre 1923, studierte Wirtschaftsinformatik und arbeitet heute in der Softwareentwicklung. Seit 1993 ist er Mitglied der Inayati Order und Schüler von Shaikh ul Mashaik Mahmood Khan, dem Neffen des indischen Sufi-Meisters und -Musikers Hazrat Inayat Khan, welcher den Sufismus Anfang des 20. Jahrhunderts im Westen bekannt machte. Hüseyin Haybat hält Vorträge innerhalb interreligiöser Dialogveranstaltungen als auch im Rahmen von Lehrtätigkeiten seines Ordens, insbesondere zu Themen der islamischen Mystik.

 

Prof. Dr. Elisabeth Naurath, evangelische Pfarrerin und Vorsitzende von Religions for Peace Deutschland sowie Mitglied im Board von RfP Europa begann ihre universitäre Tätigkeit 2008 als Professorin für Praktische Theologie/ Religionspädagogik Universität Osnabrück. Seit 2013 hat sie eine Professur für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Institut für Evangelische Theologie der Universität Augsburg inne.

Seit ihrer Habilitationsschrift ‚Mit Gefühl gegen Gewalt. Mitgefühl als Schlüssel ethischer Bildung‘ steht die Friedenspädagogik im Zentrum ihres Wirkens, welches u.a. im Aufbau des Friedenspädagogischen Zentrums für interreligiöse Bildung an der Uni Augsburg seinen Ausdruck findet. Hierbei spielen für sie Dialog und die Haltung von Mitgefühl eine zentrale Rolle bei der Förderung eines friedlicheren Miteinanders zum Wohle der Gesellschaften und unserer natürlichen Lebensräume.

 

Dr. Nicola Towfigh, langjähriges Mitglied in verschiedenen Leitungsgremien der Baha’i-Gemeinde hat Orientalistik, Neugermanistik, Philosophie und Islamwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum studiert und zum Thema „Schöpfung und Offenbarung aus der Sicht der Baha’i-Religion“ promoviert. Sie lebt in Münster, ist als Autorin, Referentin, Übersetzerin und Lektorin tätig und engagiert sich in der Arbeit mit Geflüchteten, in Nachbarschaftsinitiativen und im interreligiösen Dialog.

 

Gast

 

Pater Notker Wolf OSB, ehemaliger Abtprimas der Benediktiner-Konföderation und erfahrender Vertreter des klösterlichen interreligiösen Dialogs, St. Ottilien

Leitung und begleitende Moderation

Alexandra Mann, M.A., Religionswissenschaftlerin. Geschäftsführung, 1.Vorsitzende Trägerverein Weltkloster e.V..

Veranstalter: Weltkloster in Kooperation mit dem Europakloster Gut Aich

Schirmherr: Prof. Dr. Frido Mann