Es war eine besondere Gelegenheit für Schwester Canisia und mich am Seminar mit dem bekannten Benediktiner Bruder David Steindl-Rast OSB im Via Cordis Haus in Flüeli/Schweiz teilnehmen zu dürfen. Was ihn so inspirierend für unser Weltkloster-Begegnungskonzept macht, ist nicht nur sein besonderes Charisma, sondern auch seine jahrzehntelange Erfahrung im Austausch zwischen Kontemplativen der verschiedenen Religionen.

David Steindl-Rast - Foto: Michael Kunz

David Steindl-Rast – Foto: Michael Kunz

Bruder David war einer der ersten Mönche, die nach dem 2. Vatikanischen Konzil im letzten Jahrhundert von ihrem Abt in ein buddhistisches Kloster gesandt wurden, um diese besondere Form des Dialogs zu leben. Seither gilt er als Pionier der Intermonastischen Bewegung und als Brückenbauer zwischen den großen spirituellen Traditionen. Wenn sich der 1926 gebürtige Österreicher nicht gerade auf Vortragsreise (in bis zu 70 Ländern) befindet, lebt er zurückgezogen in einer Einsiedelei in der Nähe des Benediktinerklosters Mount Saviour in Elmira im Staat New York.

In seinen Kursen zögert er nicht, immer wieder den zentralen Aspekt der Achtsamkeit zu erläutern. Diese zu kultivieren sei von großer Bedeutung für die eigene geistige Stabilität. Das Training der Achtsamkeit stelle gleichsam einen gemeinsamen Nenner der verschiedenen kontemplativen Systeme dar. Dabei sei die Rolle der Dankbarkeit von unschätzbarem Wert. Hier setzt auch die Idee von Bruder Davids weltumspannendem Netzwerk Gratefulness / Dankbarkeit an. Traditionsübergreifend lädt es dazu ein, sich des Geschenks des Lebens bewusst zu werden. Selbst in der Erfahrung des Leidens gäbe es stets etwas zu finden, was einem zu etwas Gelegenheit gäbe. Diese Art des Denkens und Gewahrwerdens stelle eine große Hilfe im täglichen Leben dar.

In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf eines seiner aktuellen Bücher: „Credo – ein Glaube, der alle verbindet“. Das Werk über das apostolische Glaubensbekenntnis möchte einen neuen Blick auf das traditionelle Verständnis werfen und es im Sinne einer umfassenden Spiritualität deuten und erläutern. Im vom 14. Dalai Lama verfassten Vorwort lesen wir: „Bruder David legt großen Wert auf die alles wunderbar miteinander verbindende Idee der Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Güte des Schöpfers und der Schöpfung steht in klarem Einklang mit der Dankbarkeit für die Güte des Buddha und aller empfindenden Lebewesen.“

Den Teilnehmern gab Bruder David noch etwas auf den Weg: „Jeder muss seinen Stern finden und ihm auch folgen.“ Das kontemplative Verständnis im Allgemeinen bedeute ein Sich-Einlassen auf Alles. Das Ja zur Zugehörigkeit und Vernetzung mache den Kern von Liebe aus.

Alexandra Mann M.A.